Geschichte der Kreisgruppe

Gründungszeit Kreisgruppe
Aus der Gründungszeit der Kreisgruppe Lörrach, 1961

Kurz nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges kam es im Raum Lörrach zu sporadischen Treffen von Landsleuten, die das gemeinsame Schicksal verband. Für den 19.Februar 1961 hatte Gustav Schuller (Groß-Kopisch) an alle Landsleute, deren Adresse er ausfindig gemacht hatte, eine Einladung mit Rückmeldezettel geschickt. Neben der Ankündigung des Ablaufes dieses Treffens war auch eine Aufforderung, sächsische Liederbücher, Instrumente und siebenbürgische Kuchen mitzubringen. Der Raum wurde von zwei Frauen mit siebenbürgischen Stickereien und Bildern von Sara Tittes aus Kronstadt geschmückt. Es folgten über 50 Landsleute dieser Einladung und Gustav Schuller hielt sie alle namentlich im Protokoll fest.

Am 12. Oktober 1963 wurde die Kreisgruppe Lörrach aus der Taufe gehoben. Wichtige Vorarbeit leistete wieder Gustav Schuller, indem er, ohne Mühe zu scheuen, die Anschriften der Landsleute zwischen Freiburg und dem Bodensee, zwischen Straßburg und dem Vierwaldstätter See sammelte. Dabei fand er auch zwei Frauen, die schon nach dem Ersten Weltkrieg aus Siebenbürgen ausgewandert waren. Es kamen über 100 Landsleute und Dr. Sepp Folberth wurde zum Vorsitzenden der neuen Kreisgruppe gewählt.


Die Kreisgruppe Lörrach hatte es sich zur ständigen Aufgabe und Verpflichtung gemacht, nach den vorhandenen Möglichkeiten zu helfen, wo Not am Manne ist. Ob diese Spenden nach Siebenbürgen gehen oder ob damit lokale Einrichtungen unterstützt werden, „es ist immer der sichtbare Ausdruck unserer Pflicht, dem Nächsten zu helfen, und gleichzeitig der Ausdruck des Dankes für die erfahrene Starthilfe hier in Deutschland“.

Die Hilfen reichten von Lebensmittelpaketen nach Siebenbürgen, über Zuwendungen an örtliche gemeinnützige Vereine und kulturelle Einrichtungen bis zur finanziellen Unterstützung von siebenbürgischen Organisationen. So war die Kreisgruppe Lörrach die erste und scheinbar auch die einzige Kreisgruppe in Deutschland, die, angesichts der dramatischen Situation des Dokumentationszentrums in Gundelsheim, sich spontan entschlossen hatte, den der Kreisgruppe zustehenden Anteil am landsmannschaftlichen Mitgliedsbeitrag jährlich zur Verfügung zu stellen.

Trachtengruppe Kreisgruppe
Trachten- und Tanzgruppe Lörrach beim Bezirksfest des Gustav-Adolf-Werkes in Mühlheim, 1996

Stellvertretend für die geleisteten Hilfen sei die Zeitspanne 1986–1998 erwähnt. Während die von 1983–1986 geleistete Hilfe nur einen Wert von 2770 DM ergab, wurden zu Weihnachten 1988 Lebensmittel im Wert von 8234 DM nach Siebenbürgen geschickt, dazu kamen noch 3866 DM Versandkosten. Diese hohen Versandkosten sowie die Nachricht, dass die Paketzustellung sich schwierig gestalte, führten zu dem Entschluss, die Hilfsgüter selber nach Rumänien zu fahren und vor Ort auszuteilen. Somit starteten im April 1990 ein LKW, zwei Kleinbusse und ein PKW mit 220 Lebensmittel- und Kleiderpaketen, medizinischen Geräten, Medikamenten, Schreibmaschinen, Umdruckern u. ä.. Einer der Kleinbusse blieb als Teil der Hilfsaktion bei der Ev. Kirche in Hermannstadt.

Der Betrag aller von der Kreisgruppe Lörrach geleisteten Hilfsaktionen, Spenden an Landsleute in Siebenbürgen und Deutschland, an siebenbürgische und soziale Einrichtungen ergibt 87.365 DM. Diese Summe wurde zum großen Teil durch die Einnahmen bei Benefizkonzerten von Werner Hader aus Basel und durch Einnahmen beim Baumstriezelbacken an Straßenfesten erreicht.


Die Kreisgruppe Lörrach sieht ihre vorrangige Aufgabe darin, zuerst für die Landsleute da zu sein und dann vor allem die Kultur und Tradition der Siebenbürger Sachsen bekannt zu machen.

Durch den frühen Beitritt (1983) zum Bund „Heimat und Volksleben“, dem größten Trachten- und Brauchtumsverband Deutschlands, und durch die Teilnahme an verschiedenen Veranstaltungen dieses badischen Trachtenverbandes ist die Trachtengruppe Lörrach fast schon ein Teil der hiesigen Trachtenlandschaft geworden.

Ausstellungen im Museum am Burghof (siebenbürgisch-sächsische Bauernstube, historische Ansichtskarten, Stiche, Landkarten u. Ä.) haben ebenso zu dem Bekanntheitsgrad beigetragen wie die Jubiläumsfeierlichkeiten und die Teilnahme an den Lörracher Stadtfesten. Der inzwischen über die Landesgrenzen hinaus bekannte Baumstriezel gehört zum „Stettemer Strooßefescht“ wie die Weißwurst zum Münchener Oktoberfest. In 21 Jahren wurde 32mal öffentlich gebacken und dabei ca. 5000 kg Mehl mit den dazugehörenden Zutaten (13.000 Eier, 2000 l Milch, entsprechende Mengen Hefe, Zucker und Butter) zu 12.000 Baumstriezel verarbeitet. Aneinander gereiht ergäben sie eine Länge von ca 6 km.

Backhütte Kreisgruppe
Vor der Backhütte beim Lörracher Straßenfest

Die größeren Auftritte der Tanz- und Trachtengruppe bei den verschiedenen Anlässen: Neujahrsempfänge beim Regierungspräsidium Freiburg, Empfänge beim Landrat und Oberbürgermeister in Lörrach, Kreistrachtenfeste und Jubiläen sowie Kontakte zu kirchlichen Einrichtungen, einheimischen Kulturinstitutionen, der Presse, Schulen etc. haben mit dazu beigetragen, dass hier Siebenbürgen ein Begriff geworden ist und nicht mit Sibirien oder Siebengebirge in einen Topf geworfen wird.

Zu den hervorragenden Veranstaltungen der letzten Jahre gehören die Feiern zum 25- und 30-jährigen Jubiläum der Kreisgruppe, ebenso die Ausstellung „Siebenbürgisch-sächsische Bauernstube“, die ein voller Erfolg war.


Die Kreisgruppe Lörrach kann mit gutem Gewissen behaupten, einen wesentlichen Beitrag zur Integration der Siebenbürger Sachsen in Lörrach und Umgebung geleistet zu haben. In Informationsveranstaltungen, bei Kaffeenachmittagen, in persönlichen Gesprächen mit Neuankömmlingen im Übergangswohnheim, durch überreichte Mappen mit Informationsmaterial, durch Hilfestellung beim Gang zu den Behörden und im Formulardschungel konnten wir manchen Neuanfang erleichtern und den Betroffenen etwas vom neuen Gemeinschaftsgefühl vermitteln.

Man muss aber betonen, dass diese Hilfe fast ausschließlich durch die Mitglieder der Kreisgruppe geleistet wurde, denn vonseiten des Bundesvorstandes war kaum eine Hilfe erkennbar.

Das volle Jahresprogramm kann man dem Nachrichtenblättchen „Der Siebenbürger Bote“ entnehmen, das es nun schon im neunten Jahr gibt. In diesem Blatt sind jedoch die Anstöße, die von Lörrach aus an den Bundes- und Landesvorstand gehen, nicht enthalten. Eines dieser Probleme ist die Aufhebung der geographischen- und Verwaltungsgrenzen bei der Einteilung in Kreisgruppen. Die Nachbarschaft Müllheim, die von der Kreisgruppe Lörrach aus der Taufe gehoben, betreut und finanziell unterstützt wurde, möchte auch zu dieser Kreisgruppe gehören.

Ebenso wurde auf Drängen der Lörracher am Mahnmal des Deutschen Ostens auch das Wappen der Siebenbürger Sachsen eingemeißelt. Inzwischen ist das Mahnmal an eine weniger einsehbare Stelle verlegt.

Es bleibt das Ziel, als Organisation im Dienst der Gemeinschaft zu stehen.